Stadtgeschichte

Geschichtlicher Rückblick

Bärenstein gehört zu den ältesten Ansiedlungen im Osterzgebirge und ist aus drei Siedlungsteilen, der Burg, dem Dorf und der erst Anfang des 16. Jahrhundert angelegten Stadt entstanden. Spätestens Kaiser FRIEDRICH BARBAROSSA, seit 1157 Herr des Pleißner Landes und Lehnsherr der Meißner Burggrafen, suchte durch eine militärisch- kolonisatorische Organisation der Grenzmark die nach Böhmen führenden Pässe zu sichern. Diese Aufgabe war den Ministerialen übertragen, sicher gehörte auch das Geschlecht derer von Bernstein diesem Dienstadel an. Die älteste, in diese Zeit fallende Nachricht über das mehr als 300 Jahre in Bärenstein ansässige Rittergeschlecht von BERNSTEIN überliefert PECCENSTEIN im THEATRUM SAXON:
„Ein Ritter von hier, ALBRECHT von BERNSTEIN, soll 1165 auf seine Unkosten an einem Turniere zu Zürich, welches der Herzog von Baiern und König von Sardinien, WELPHUS QUARTUS, anstellte, beigewohnt haben“. In alten Schriften wird vereinzelt behauptet, das Geschlecht derer von Bernstein stamme aus der Schweiz. Man beruft sich dabei auf eine „Schweizer Chronika“ von STUMPFIUS.
Ob dieser Ritter bereits in Bärenstein ansässig war, lässt sich (bisher) nicht nachweisen. Wohl aber die Herkunft des Geschlechtes „von Bernstein“ aus der Schweiz. In der erwähnten Schweizer Chronik von H. Johann Stumpfen sind zwei Wappen des Geschlechtes abgebildet.

Die beiden Schweizer Wappen Das Wappen der Ritter von Bernstein auf Bärenstein

Zweifellos identisch sind die Wappen des Schweizer Geschlechtes von Bärenstein und des Bärensteiner Geschlechtes von Bernstein. Nicht endgültig klären lässt sich die nur mit einer Sage begründete unterschiedliche Schreibweise und die Verwendung zwei verschiedener Wappen. In der Sage wird berichtet, dass die verschiedenen Geschlechter wahrscheinlich von
einander abstammen, anfangs allein das böhmische Wappen (Löwe) geführt und sich sämtlich von Bernstein geschrieben hätten. Nach Erlegung eines Bären auf dem Schweizer Gebirge habe sich diese Linie den Namen Bärenstein mit dem Bären im Wappen angenommen, um sich von den übrigen Geschlechts-Verwandten zu unterscheiden. Offenbar hat man die Sage später auf Bärenstein übertragen.
Stumpf berichtet von Kämpfen zwischen den Schweizern und den Habsburgern zu Zeiten von Kaiser Barbarossa, im Jahre 1163. An diesen kriegerischen Auseinandersetzungen dürften auch die Ritter von Bernstein beteiligt gewesen sein, denn in einer historischen Beschreibung wird erwähnt, dass „einer von Bärenstein“ zur Zeit des Römischen Kaisers Friedrich Barbarossa, als dieser dem Markgrafen zu Meißen zu Hilfe kam, als ein Offizier hier her gekommen, allda abgedankt, das Schloss Bärenstein auf Erlaubnis des Markgrafen erbaut und sich hier häuslich niedergelassen habe.

Damit ist auch erwiesen, dass der Ortsname vom Gründergeschlecht stammt. Zumal auch die Sage vom „Bärenkampf“ als Grund für die Wappenänderung bereits erwähnt wird, als die Bernsteins noch in der Schweiz ansässig waren. Alle Einzelheiten werden sich wohl nicht mehr umfassend klären lassen, an der Herkunft der Ritter von Bernstein aus der Schweiz besteht jedoch angesichts der identischen Wappen und des gleichen Namens kein Zweifel mehr. Wenn auch kein urkundlicher Nachweis vorliegt, der in der Heimatliteratur für die Gründung des Schlosses Bärenstein mit „um 1200“ genannte Zeitpunkt liegt somit sehr nahe.

Die Burg Bärenstein erhebt sich auf einem steil abstürzenden Felsen, an einer engen, leicht abzuriegelnden Stelle des Müglitztales gegenüber den mächtigen Felstürmen der „Rolle“.
Das heutige Schloss beeindruckt den Betrachter weniger durch seine Architektur, als durch seine Lage. Besonders der Blick aus südlicher Richtung oder vom gegenüberliegenden Hang auf die Anlage ist sehr reizvoll.
Als ältester Teil der einst zweigeteilten Burg ist der linke oder nördliche Flügel anzusehen, er soll um 1240 gegründet worden sein. Hier befindet sich an der Nordseite das alte, zugemauerte Eingangstor mit den später angebrachten Wappen des Dr. Peter von Bernstein und das seiner Gattin Elisabeth von Pflugk. Erst mit den Erlösen aus dem Bergbau wurden beide Burgteile durch den Bau des Festsaales zu einer Schlossanlage vereinigt.
Im Codex diplomaticus Saxoniae wird bereits 1294 ein Priester „HERMANN DE BERNSTEIN“ genannt.

Als erster Ahnherr des Geschlechtes von Bernstein ist ein Reinhold von Bernstein erwähnt, der um 1300 verstorben sein soll. Historisch gesicherten Boden betreten wir mit der ältesten Erwähnung Bernsteins in einem Lehnbrief aus dem Jahr 1324, als die Herrschaft kurzzeitig an die Brüder BERGOWE verliehen wurde.

Das im gleichen Lehnbrief erwähnte Dorf Bärenstein ist sicher schon mit der Burg, oder unmittelbar danach angelegt worden. Zu einem musste die Besatzung versorgt werden, zum anderen war dass dem Lehnsträger zugeteilte Gebiet durch Rodung urbar zu machen und zu besiedeln. Die durch die Bewirtschaftung über die Jahrhunderte an den Flurgrenzen angehäuften Steinrücken prägen bis heute unsere Landschaft.
Zum Besitz gehörte damals, außer Burg und Dorf Bärenstein und dem schon 1324 genannten Bornechen“, ein riesiges Waldgebiet, das im Süden bis in die Kammgegend, im Westen an die Herrschaft Frauenstein, etwa die Linie Ammelsdorf – Schönfeld – Seyde, im Norden Schmiedeberg – Dreibrüderstein – Schüllermühle bei Glashütte, im Südosten an die
Herrschaft Lauenstein reichte. 1348 verlieh FRIEDRICH der ERNSTHAFTE, Burg und Herrschaft Bernsteins an WALTZKO (Walzig) von BERNSTEIN, viertgeborener Sohn des schon genannten Reinhold von Bernstein.
Ein großer Teil der späteren Ortsgründungen in diesem Gebiet geht auf die rege Kolonisationstätigkeit des Geschlechtes von Bernstein zurück, welches für die folgenden drei Jahrhunderte im Besitz der Herrschaft blieb.
Ein Ritter WEIGOLD von BERNSTEIN, zu Luchau und Ottendorf, hat um 1400 den berüchtigten Raubritter WITTIG aus dem Müglitztal getötet und dessen Raubnest bei Glashütte zerstört.

Bei der Erbteilung der Gebrüder FRIEDRICH und WILHELM, Landgrafen in Thüringen, und FRIEDRICH dem JÜNGEREN von Thüringen, erhielt der letztere am 31. Juli 1410 das Schloss Bärenstein. Es ist nicht überliefert ob er das Erbe angetreten, oder die Herrschaft als so genanntes Afterlehn weiter verliehen hat. WALTER, WEIGOLD und REINHOLD von BERNSTEIN, fielen als Mitstreiter im Meißnisch- Thüringischen Ritterheer in der großen Hussitenschlacht am 16. Juni 1426 bei Aussig.

Grabplatte Walzig von Bernstein

Grabplatte Walzig von Bernstein

Um 1440 wurden auf dem Gebiet der Bärensteiner Herrschaft die ersten Erzfunde gemacht.
Schon 1446 hatte Kurfürst Friedrich mit verdächtiger Eile das Erbteil des Hans von Bernstein, den viertenTeil am Schloss Bernstein, mit seinen zugehörigen Bergwerken, erworben. Mit dem Rittergut Bärenstein wurden Walzig von Bernstein im Jahre 1449 unter anderen auch die „Zienwerke“ verliehen.
Schon 1451 erhielt die „Czinner gemeindlichkeit off dem geußingsberg“ unter Herrschaft der Bernsteins das Stadtrecht, erst 1489 erscheint der heutige Name Altenberg. 1453 bekam auch der erst 1551 in Altgeising umbenannte Geisinggrund unter Walzig von Bernstein das Stadtrecht. Walzig starb 1489 tief verschuldet (nicht 1492 wie auf der Grabplatte).
Das tragische Ende dieses um den Bergbau der ganzen Region so verdienten Ritters lag sicher weniger an seiner Unfähigkeit, als vielmehr an einer Reihe unglücklicher Umstände und am rücksichtlosen Vorgehen seiner Konkurrenten und des Landesherrn.
WALZIG’S Vetter, HANS von BERNSTEIN, auf Ottendorf bei Pirna übernahm die verschuldeten Güter, musste sie aber im gleichen Jahr nach einem von Herzog GEORG in Vertretung seines Vaters gefälltem Schiedsspruch an Erhard Müntzer, der bereits Lauenstein besaß, abtreten. Dieser bezahlte alle Schulden und verkaufte die ganze Bärensteiner Herrschaft am 15.August 1491 mit allen Rechten an Herzog GEORG.

Mit dem Verlust der Bergstädte Altenberg und Altgeising gingen der Bärensteiner Herrschaft wichtige Einnahmequellen und Privilegien wie das Braurecht, die Marktgerechtigkeit, das Schankrecht und das Salzmonopol verloren. Walzig’s Nachfolger Hans von Bernstein begann deshalb sehr bald als Ausgleich zwischen seinem Schloß und dem Dorf eine neue Stadt anzulegen. Der Bau des Städtchens hat um 1500 begonnen, Hans starb 1504 und erst im Lehnbrief für seine Söhne Christoph, Georg und Peter wird 1506 „das Nawe Stettlin“ erstmals genannt.
Die Stadt bestand anfangs nur aus dem rechteckigen Markt von etwa 125 m Länge und 75 m Breite mit Straßenansätzen. Den Platz umsäumen vorwiegend zweigeschossige Häuser, von denen manche durch ihre Toreinfahrten noch heute die ehemaligen Bauernwirtschaften der Ackerbürger verraten.
Bereits bei der Anlage des Dorfes wurde im unteren Teil das parallel zur letzten Hufe laufende Land als Kirchen- und Pfarrlehn zum Bau einer Kirche in der Nähe der Burg zugeteilt. Die Vorgängerin der heutigen Kirche ist nach alten Überlieferungen 1495 erbaut worden. An der Außenseite der Kirche befinden sich in großer Höhe die Wappen des Christoph von Bernstein und die seiner Gemahlinnen Barbara von Pflugk und Anna von Breitenbach mit den Jahreszahlen 1519 und 1545, deren Bedeutung noch nicht eindeutig geklärt werden konnte.

Kirche zu Bärenstein

Kirche zu Bärenstein

Offenbar hat Christoph die Kirche umgebaut oder erweitert, die Kirchgemeinde war ja durch die inzwischen gegründete Stadt größer geworden.

Als Herzog Georg 1539 starb, führte sein Bruder Heinrich sofort die Reformation im Herzogtum ein, Bärenstein wurde also 1540 evangelisch. Die seit 1626 aus Böhmen auftauchenden Exulanten verunsicherten die Grenzbevölkerung. Vor allem waren es anfangs Geistliche, die als „exuli“ ihren Weg über die Grenze nahmen, damit wuchs bald die Anzahl der Flüchtlinge. Von den Exulanten, die sich tiefer in das Land Sachsen begaben, erzählen die Rechnungen der Bärensteiner Kirche.

 

Stadtsiegel Bärenstein

Das erste Stadtsiegel von 1544 mit der Inschrift: *NAVSTADT*BERNSTEIN*1544*

Rathaus

Das alte Rat- und Brauhaus, rechts der Gasthof

Unter Magnus von Bernstein erfolgte 1544 der Bau eines Rathauses und Bärenstein erhielt sein erstes Stadtsiegel.
Im Rathaus befanden sich auch die Brauerei und die Zinnwaage, später noch die Schlachtstelle der Fleischerinnung.
Die Brauerei wurde für jeweils 6 Jahre verpachtet und das Bier im jährlich an die Bürger zu vergebenden Reiheschank verkauft.

Neben der kleinen „Naustadt Bernstein“ versuchte die Herrschaft ihre Einkünfte durch die Gründung neuer Dörfer und Anlegen von Vorwerken zur Erschließung ihres immer noch weiträumigen Gebietes zu heben. Magnus von Bernstein wird die Gründung von Schellerhau 1543 zugeschrieben, anfangs „Neudorf“ genannt. Im Landessteuerregister von 1546 erscheint HANS von BERNSTEIN als Besitzer von Stadt und Dorf Bernstein, Bärenhecke, Schellerhau, „Kippelsdorf“, Falkenhain, Janspach, Waltersdorf, „Bornichen“ und des „Nawen Schmidwergks“.
Mit der Lutherischen Reformation begann im albertinisch-herzöglichen Sachsen die Einführung der Schulpflicht. Der erste Lehrer wird 1554 namentlich genannt. Das sehr baufällige Schulgebäude war nach den späteren Stadtbränden, 1622 und 1630, durch Spenden notdürftig wieder aufgebaut worden.
Zu den für die Wirtschaft des Städtchens wichtigen, durch den Stadtbrief verliehenen Freiheiten des Brauens, Schenkens, Schlachtens, Backens und des schon genannten Salzmarktes gehörte natürlich auch das Recht der Handwerkeraufnahme. Die Schneider, Schmiede, Bäcker und Schuhmacher schlossen sich 1566 zu den Vereinigten Innungen zusammen. Im Mai 1578 erhielt Bernstein den ersten Jahrmarkt.

1592/93 wurde unsere Gegend im Auftrag von Kurfürst August vom kurfürstlich-sächsischen Markscheider Matthias Öder vermessen und kartiert. Demnach gehörte zu dieser Zeit die „Naustadt Beernstein“ Heinrich von Bernstein, daneben ist vermerkt: „Ist aber nun mehr von Caspar von Bernstein geerbt worden“. Schmiedeberg gehörte Hans von Bernstein, Bernburg (Bärenburg) Caspar von Bernstein. Neudorf (Schellerhau) und ein Teil Naundorfs war im Besitz von Albert von Bernstein. Weiterhin besaß die Familie von Bernstein 19 ½ Hufen in Johnsbach. Zur Hegelshöhe wird angemerkt: „Heinrich von Bernsteins Holz hat Kupfer genug und Zwitter gebend drinne“. Im Tal der hinteren Biela sind zwei „Buchwerge“ eingezeichnet, im vorderen Bielatal die „Jungkern Hammermül“ und „Des Jungkern Bretmül“. Zwei weitere Pochwerke in der Nähe des Huthauses. Den Namen Altenberg gab es offenbar noch nicht, der Ort wurde nur „Die Naustadt“ genannt. Das Gebiet des späteren Schwarzwasser ist als „Der Alte Bergk“ bezeichnet.

Tham von Bernstein starb am 9. Juni 1639 in Dresden am Fleckfieber, mit ihm starb die Bärensteiner Linie aus. Seine Gemahlin Elisabeth, geb. von Lüttichau, konnte das durch die Einflüsse des 30-jährigen Krieges völlig verarmte Gut nicht halten.

HANS SIEGMUND von BERNSTEIN auf Gamig ersteigerte 1641 die heruntergekommene Herrschaft. Sein Nachfolger wurde 1649 HANS ALBRECHT von BERNSTEIN. Sechzehn Jahre später, 1675, ersteigerte SIEGFRIED von LÜTTICHAU, geb. am 21. Oktober 1608, der Bruder der Elisabeth, geb. von Lüttichau (Witwe von Tham), das Gut für 15000 Gulden aus der Zwangsvollstreckung.
Die Vereinigten Innungen erfuhren eine große Bereicherung mit der neuen Innung des Fleischhauerhandwerks, deren Artikel Siegfried von Lüttichau 1678 bestätigte. Die Fleischer von Dohna, Glashütte, Bärenstein und Lauenstein hatten das Recht, ihre Ware in Dresden zu verkaufen. Sein Sohn WOLFGANG von Lüttichau übernahm den Besitz 1679.
HANS HEINRICH von SCHÖNBERG auf Maxen, Oberlichtenau, Berreuth und Kunnersdorf, Königl. Polnisch. und Churfürstlich Sächs. Hof- und Justitienrat, Steuereinnehmer des Meißnischen Creyses, erwarb 1699 die Herrschaft Bärenstein. Er errichtete 1702 für seine Untertanen im „Neu Städtlein Bernstein“ sowie in den Dörfern Bärenstein, Börnchen und Waltersdorf ein Erbzinsregister. Die Bewohner jedes einzelnen Ortes sind namentlich mit Steuerschocken, Geld- und Naturalzinsen aufgeführt. 1707 erhielt die Stadt einen zweiten Jahrmarkt, daneben noch einen Wochen-, Getreide- und Viehmarkt.
1711 ging Schloß und Rittergut Bärenstein an den Reichsgrafen CHRISTIAN GOTTLIEB von HOLTZENDORFF. Seine Tochter Friederike vermählte sich mit Graf August von Cosel, dem Sohn von August dem Starken und seiner Mätresse Anna Constantia, Grafin von Cosel, geb. von Brockdorf.

Markt mit Post-Distanzsäule und neuem Rathaus (1895)

1734 wurde die Post-Distanzsäule auf dem Marktplatz errichtet. Mehrere Feuersbrünste hatten den Ort 1622, 1630, 1669 und 1723 heimgesucht. 1738 kam es zum größten Stadtbrand, welcher neben der Kirche, Pfarre und Schule weitere 18 Häuser und 6 Scheunen vernichtete.
Die Kirche wurde in innerhalb von nur zwei Jahren wieder aufgebaut, die Schule aus privaten Spendenmitteln wieder errichtet.

1795 erwarb Gräfin CHARLOTTE LUISE MARIANNE von BÜNAU, geb. von COSEL, die Bärensteiner Herrschaft.
Sie war die Tochter des Generals Reichsgraf FRIEDRICH AUGUST von COSEL und seiner Gattin FRIEDERIKE geb. von HOLTZENDORFF.
Als Haupterwerb ist 1805 der Bergbau angegeben, daneben das Schlachten der Fleischhauer nach Dresden, Bier brauen und etwas Ackerbau. Im gleichen Jahr gab es in Bärenstein 15 Fleischer, 7 Schneider, 7 Schuhmacher, 2 Weißbäcker, 3 Schmiede, 1 Böttger, 1 Maurer, 2 Beutler und einen Strumpfwirkermeister.
Die Einwohnerzahl betrug 319 Personen.

1816 verkaufte Gräfin Riviere, verwitwete von Bünau, Bärenstein an ihren Schwiegersohn HANS FRIEDRICH CURT von LÜTTICHAU.
1832 sicherte König Anton den sächsischen Bauern die Befreiung von der Gutsuntertänigkeit zu, damit entfielen die bisher zu leistenden Abgaben und Frondienste. 1838 unterzeichneten Hans Friedrich Curt von Lüttichau und Stadtrichter Carl Gottlieb Weichold ein Schriftstück, welches die Ablösung bestätigte. Die Familie von Lüttichau blieb bis zur Enteignung durch die Bodenreform 1945 im Besitz der Herrschaft.
1853 erhielt die inzwischen vereinigte Schule von Dorf und Stadt ein neues Gebäude, welches 1906 an anderer Stelle durch einen bis 1982 genutzten Neubau ersetzt wurde.

Die maschinelle Fertigung begann in Bärenstein schon 1867, als die Firma Trump & Co. an Stelle der alten Hammermühle (Mahl- und Schneidemühle) in Bärenklau eine mit Dampf- und Wasserkraft betriebene Pappenfabrik errichten ließ. Der zu dieser Zeit erfolgte Bau der Müglitztalstraße und die 1890 eröffnete Schmalspurbahn schufen neue Erwerbsmöglichkeiten, denn inzwischen war der Bergbau zum Erliegen gekommen.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts, als es noch keine Parteienlandschaft gab, prägten vor allem Vereine das gesellschaftliche Leben der Orte. In Dorf und Stadt Bärenstein je gab es einen Armenverein. Die Privilegierte Schützengesellschaft existiert seit 1867. Schon 1863 entstand der Gesangverein „Sängerbund“, 1884 ein zweiter mit dem Namen „Harmonie“, beide vereinigten sich 1893 zum „Sängerkreis“. 1872 ist das Gründungsjahr des Turnvereins, 1908 des Arbeiter- Radfahrbundes „Solidarität“. 1910 bildete sich der bürgerliche „Turnklub Jahn“, im gleichen Jahr schlossen sich die Sportler zum „Turnverein Bärenstein“ zusammen.
1895 wurde das neue Rathaus erbaut, in welchem auch das Postamt und die Sparkasse untergebracht waren. 1903 erhielt der Ort eine zentrale Trinkwasserleitung, 1918 erfolgte der Anschluss an das Überlandstromnetz.
Von 1914 – 1918 blieben 50 Bärensteiner auf den Schlachtfeldern ersten Weltkrieges. Vor dem Zusammenschluss von Rittergut und Dorf im Jahre 1921 bestand Bärenstein aus drei Gemeindeteilen: Rittergut, Dorf und Stadt. Bis zur 1926 erfolgten Vereinigung der bis dahin selbständigen Ortsteile Stadt und Dorf, galt die Stadt Bärenstein mit 672 Einwohnern als kleinste Stadt Sachsens.
1927 verwüstete ein schweres Hochwasser das Müglitztal, die Bahnlinie und die Straße waren zu großen Teilen nicht mehr vorhanden, in Bärenstein waren drei Tote zu beklagen.
1934 bis 1938 erfolgte der Umbau der Müglitztalbahn auf Normalspur, die Reichspost richtete eine Buslinie über den Markt ein.
Im zweiten Weltkrieg hatte Bärenstein wieder über 100 Gefallene und bis heute Vermisste zu beklagen, die genaue Zahl lässt sich nicht mehr feststellen.
Der fliehenden Wehrmacht folgten die Russen, die ersten marschierten am 9. Mai 1945 ein. Es kam laut ärztlichem Untersuchungsprotokoll in Bärenstein zu 27 Vergewaltigungen, das jüngste Mädchen auf der namentlichen Liste war erst 13 Jahre alt. Der Ort war mit Flüchtlingen und Vertriebenen überfüllt, die Einwohnerzahl stieg auf rund 2000. Das Gelände
war mit weg geworfenen Kriegsgerät, Waffen und Munition übersät. Im Juni 1945 kam es beim Transport von gesammelter Munition auf dem Bärensteiner Sportplatz zu einer Explosion, der sieben Bärensteiner Bürger zum Opfer fielen.

Nachdem die Familie von Lüttichau im Oktober 1945 das Schloss zwangsweise verlassen musste, wurde es der schwer zerstörten Stadt Dresden übergeben. Die Blockpartei NDPD richtete zunächst eine Parteischule ein, später diente das Schloss, bis 1990/91, als Ferienheim. Nach einigen Jahren Leerstand von der Treuhand mehrfach vergeblich zum Verkauf ausgeschrieben, ist Dr. Georg Thaler seit 1995 Besitzer.
Leider ist das Gebäude der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Das Rittergut wurde im Zuge der Bodenreform an Einzelbauern aufgeteilt und man bildete schon 1952 die erste LPG „Vorwärts“ Bärenstein vom Typ III. Die 1960 gegründete LPG „Bergfrieden“ vom Typ I vereinigte sich 1969 mit der LPG „Vorwärts“. Heute wird nur noch durch die Bärensteiner Agrarprodukte Kadner & Partner Landwirtschaft betrieben.

Im Juni 1956 stimmten die Bärensteiner Stadtverordneten der Umgliederung der Ortsteile Lauensteiner Bahnhof nach Lauenstein und Hartmannmühle nach Geising zu.

1982 wurde das neue Schulgebäude am Huthaus eingeweiht. Es wird nach einigen Jahren Leerstand, infolge der 2003 gegen den Widerstand des Bärensteiner Stadtrates, des Lehrerkollegiums und der Elternschaft verordneten Schließung der Mittelschule, von der Glashütter Uhrenfirma Lange & Söhne als Verwaltungsgebäude genutzt. In unmittelbarer Nähe befinden sich die Kleingarten- und Sportanlagen im Leitengrund.

Nach der politischen Wende 1989/90 konnten auch in Bärenstein einige Betriebe nicht unter den neuen marktwirtschaftlichen Bedingungen bestehen. Die ehemalige Schlossmühle wurde abgerissen, auf dem Gelände entstand ein Gewerbegebiet. Zu den größten Arbeitgebern zählen die Präzisionsmechanik Herbrig & Co GmbH, die Holz- und Metallverarbeitung Karl Naumann GmbH, die Glas- und Gebäudereinigungsfirma Mühle und die Firma Bärensteiner Werkzeug- und Formenbau.

Im Jahr 2000 kaufte die Stadt Bärenstein den Bahnhof von der Treuhand. Der „Förderverein für die Müglitztalbahn e. V.“ nutzt das Gebäude als Vereinssitz und als Begegnungsstätte für Eisenbahnfreunde. Die Diensträume sind weitgehend mit alter Technik ausgestattet und beherbergen eine Ausstellung zur Geschichte der Müglitztalbahn. Das Glanzstück der Ausstellung ist der letzte erhaltene und mit großem Kostenaufwand restaurierte Mitteleinstiegswagen „Heidenau-Altenberg“.

Im Rahmen der Gebietsreform schlossen sich Bärenstein und Lauenstein 1994 zu einer neuen „Stadt Bärenstein“ zusammen. Der Sitz des Bürgermeisters und des Hauptanteiles der Verwaltung wurde als Ausgleich für den Namensverlust in Lauenstein eingerichtet. Die vereinigte Stadt hatte 1850 Einwohner. Doch bereits ein Jahr später beantragten die Lauensteiner Abgeordneten die Trennung, 1996 erfolgte die Zustimmung zur Umgliederung des Ortsteiles
Lauenstein nach Geising. Die Stadt Bärenstein schloss sich daraufhin der schon bestehenden Verwaltungsgemeinschaft Altenberg/Hermsdorf an, mit der freiwilligen Eingliederung zum 1. Januar 2004 ist Bärenstein ein Stadtteil von Altenberg.

Im Mai 2006 beging Bärenstein mit einem Mittelalterfest das 500jährige Jubiläum der Ersterwähnung als Stadt, aus diesem Anlass wurde auf dem Marktplatz die bronzene Historiensäule mit Szenen aus der Bärensteiner Geschichte und einem Wasserspiel eingeweiht.
In das Pflaster zu Füßen der Säule sind 14 Granitplatten mit den Namen der Orte eingefügt, welche einst von Bärenstein aus gegründet worden sind bzw. zur Herrschaft gehörten:

Am Bahnhof Lauenstein
Hartmannmühle
Geisinggrund
Altgeising
Altenberg
Schellerhau
Bärenburg
Bärenfels
Kipsdorf
Schmiedeberg
Falkenhain
Bärenhecke
Börnchen
Waltersdorf

 

Damit ist die Bedeutung Bärensteins als Ursprung der Besiedlung großer Teile des Osterzgebirges für alle Zeiten festgehalten und der denkmalgeschützte Marktplatz verfügt neben der Post-Distanzsäule über eine weitere Sehenswürdigkeit.

Quelle: Helmut Richter, 800 Jahre Dorf und Herrschaft Bärenstein